Was taugen die neuen KI-Lizenz-Marktplätze für Publisher?
Produkte, Geschäftsmodelle und USPs: Vergleichende Kurzanalyse der Anbieter TollBit, ProRata, HumanNative und Sphere + Tool der Woche: Scribe
KI-Lizenzmarktplätze markieren einen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Tech- und Medienunternehmen beziehungsweise Journalisten. In einer Ära, in der Tech-Unternehmen urheberrechtlich geschützte Inhalte teilweise schamlos abgreifen, haben Medien mit KI-Lizenzen zumindest ein Instrument in der Hand, um davon zu profitieren, dass Large Language Models einen unermesslichen Bedarf an aktuellen und verlässlichen Inhalten haben. Ohne ständig mit neuen Informationen gefüttert zu werden, verlieren sie den Anschluss an das Weltgeschehen und können nicht immer schlauer werden.
Außerdem sind die Marktkräfte nun einmal ungleich verteilt: Tech-Unternehmen sitzen bei langwierigen Urheberrechtsverfahren am finanziell längeren Hebel und haben wenig Interesse mit jeder kleinen Website einzelne Deals abzuschließen. Man muss sich KI-Lizenzmarktplätze deshalb wie Napster vorstellen. Wenn schon Musik-Filesharing / KI-Bot-Scraping nicht verhindert werden kann, dann sollten die Urheber wenigsten an der Gewinnschöpfung teilhaben können.
Doch was sind die relevanten Anbieter und wie unterscheiden sie sich? Hier ist eine Kurzübersicht mit Daten zu den Anbietern TollBit, Pro Rata, Human Native und Sphere. (ich plane in circa zwei bis drei Monaten auch eine ausführliche Premium-Version mit mehr Anbietern sowie mit Erfahrungsberichten von großen, kleinen und Solo-Unternehmen).
KI-Lizenz-Marktplätze im Überblick
Tabelle: Recherche mit Perplexity Pro, Übersetzung mit DeepL, Tabellendarstellung mit Notion
Tool der Woche: Scribe
Von Scribe (ein Tool von Elevenlabs) bin ich wirklich beeindruckt. Ich nutze seit circa zwei Jahren regelmäßig Otter.ai, um Interviews und zunehmend auch Konferenz-Sessions aufzunehmen und zu transkribieren. Pro-Tipp: Auch einstündige oder noch längere Webinare überfliege ich oft erst einmal in der Transkription und schau nur an den wirklich interessanten Stellen in das Video.
Scribe ist bis zum 9. April auch in der Premium-Version kostenlos - eine gute Gelegenheit für einen vergleichenden Test mit anderen Transkriptionsdiensten. Die regulären Preise von Elevenlabs inklusive Scribe stehen hier.
Für den Test habe ich ein typisches 60-minütiges Webinar (typisch = an einigen Stellen sehr interessant, aber insgesamt zu viel Geplauder) bei YouTube mit der Voice Memo App meines iPhones aufgenommen und Scribe verglichen mit:
Note GPT (Googles Transkriptionsfunktion in der Seitenleiste von YouTube)
Siri (automatische Voice Memo Transkription in iOS 18.3.2)
Otter.ai
Die Transkription von Scribe war mit Abstand am besten. Note GPT schreibt Sprecher- und Unternehmensnamen nicht konsistent. Siri (ein schwer lesbarer Text-Strom ohne jegliche Formatierung) ist noch schlimmer und schreibt zum Beispiel “HTMO”, auch wenn im Halbsatz davor der Begriff “HTML” richtig wieder gegeben wurde. Otter.ai schneidet bei diesen Aspekten viel besser ab, aber Scribe noch erheblich besser. Sehr gut gefällt mir auch die Optik von Scribe, die sehr übersichtlich verschiedene Sprecher voneinander abhebt und auch Moderatoren erkennt (“Speaker 0”).
Ich habe Scribe nur auf englisch getestet, denn das ist mein Anwendungs-Regelfall, aber nach eigenen Angaben bietet Scribe „das genaueste ASR-Modell der Welt” und unterstützt 99 Sprachen mit einer Transkriptionsgenauigkeit von über 98 % in den wichtigsten Sprachen und reduziert die Fehler in traditionell unterversorgten Sprachen wie Serbisch, Kantonesisch und Malayalam (!) erheblich. In Benchmark-Tests übertrifft es laut Eigenaussage führende Modelle wie Gemini 2.0 Flash, Whisper Large V3 und Deepgram Nova-3.
Mein Fazit: Wenn mein Otter.ai Pro Jahresabo im Mai ausläuft, werde ich wohl zu Scribe wechseln, falls es bis dahin nicht noch etwas Besseres gibt.